Beim Film
Mein Name ist Barbara Viebahn, geb. Hundhausen. Ich bin die Schwester von Paul Helmut und Tochter von Paul Hundhausen aus Gummersbach.
Im Jahre 1995 wurde ich 50 Jahre alt und mein Mann Lothar überlegte, was er mir Besonderes zum Geburtstag schenken könnte, da ich ihm zu seinem 50. Geburtstag eine Tuba geschenkt hatte. So war er natürlich in Bedrängnis. Er erinnerte sich, dass ich mal erwähnt hatte, in einem Film mitgewirkt zu haben, den die Oberbergische Textilindustrie in Auftrag gegeben hatte. Das waren C. & A. Baldus und Söhne aus Osberghausen, Leopold Krawinkel aus Bergneustadt und Emil Wilhelm Sondermann aus Gummersbach. Initiator war der junge Dr. Rolf Brovot der Fa. Baldus, der versuchte durch den Film den Mangel an Fachkräften zu beheben. Das alles passierte im Jahr 1957, ich war gerade 15 Jahre alt geworden.
Dieser Film sollte vor Beginn des Hauptfilms, nach der Wochenschau in den Kinos gezeigt werden. Man wandte sich an die Berliner Filmgesellschaft, ARCA, die viele, damals bekannte Kinofilme, gedreht hatten. Zum Beispiel: “Der tolle Bomberg“ oder „Liane, das Mädchen aus dem Urwald“.
Der Drehbuchautor Gerhard Buchholz kam eigens nach Gummersbach, um sich die Firmen, Landschaft und das Umfeld anzuschauen. Außerdem ging er in die Gummersbacher Gymnasien, um sich die beiden Darsteller beim Film herauszusuchen (heute nennt man das Casting). Ich erinnere mich noch genau, wie Herren in unsere Klasse kamen und uns fragten, wer in den Sommerferien nicht verreisen würde und wer meinte, schauspielerisches Talent zu haben. Interessenten sollten sich zu einem bestimmten Tag auf dem Schulhof melden.
Ich kam ziemlich spät, da hörte ich, alles sei schon gelaufen. Ein Mädchen war schon zum zweiten Mal aufgefordert worden, eine kleine Szene zu spielen. Aber wir wurden trotzdem alle noch rein geholt und tatsächlich mussten alle wieder gehen, nur ich durfte dableiben, um eine 2. Szene zu spielen. Weinen sollte ich, was ich prima auf Kommando konnte, hatte ich doch zwei ältere Brüder, gegen die ich mich durchsetzen musste... Mein Filmbruder war schon vorher ausgewählt und voller Aufregung erlebten wir dann die Drehtage.
Einfach waren die Dreharbeiten nicht. Immer wieder mussten Szene wiederholt werden, bis sie perfekt waren. Die Hitze der Scheinwerfer bei den Innen-aufnahmen strengten wahnsinnig an, aber schön waren die Außenaufnahmen, wo wir in dem schicken Auto des einen Chefs mitfahren durften.
Mein Mann wandte sich an Dr. Brovot, der die Idee zu diesem Film gehabt hatte und erkundigte sich, ob es diesen Film überhaupt noch gab. Tatsächlich lagerte er in verschiedenen Filmrollen bei Dr. Brovot und mein Mann setzte sich mit dem Industriemuseum in Engelskirchen in Verbindung. Da war man sehr interessiert, denn von diesem Film hatte noch niemand gehört.
Es gab eine Firma, die alte Filme aufarbeitete und zu dieser fuhr mein Mann, samt Filmrollen und der Dame vom Industriemuseum. Es ging ja auch um die Kosten, die aber das Museum tragen wollte.
Der Film wurde untersucht, war brauchbar, und das Museum bekam die erste Kopie von diesem hochinteressanten Film über die Oberbergische Textilindustrie.
Mein Mann bekam natürlich auch eine Kopie und an meinem Geburtstag wurde der Film zu meiner Überraschung der Familie und den Gästen gezeigt.
Ich war zu Tränen gerührt, hatte ich doch Jahrzehnte nicht mehr an diesen Film gedacht.