Biographische Skizze
Meine Großmutter Maria Pauline Hundhausen wurde am 29. März 1893 als Tochter des Arztes Dr. Martin Hundhausen und seiner Frau Paula in dem oberbergischen Städtchen Bergneustadt geboren. Sie litt an einer angeborenen Hüftgelenksdysplasie und mußte bis zu ihrem 19. Lebensjahr mehrmals operiert werden. Trotzdem hinkte sie ihr ganzes Leben lang. Da ihre Heiratschancen deshalb als gering eingeschätzt wurden, schickte ihr Vater sie auf ein Pädagogium in Köln, wo sie die Hochschulreife erlangte. Sie sollte studieren, um später ihren Lebensunterhalt selber verdienen zu können.
Meine Großeltern pachteten 1922 eine Apotheke in der Ackerbürgerstadt Teterow in Mecklenburg (Schwerin). Nachdem die Pacht 1933 abgelaufen war, fanden sie mit Mühe eine andere Apotheke, die sie als Pächter übernehmen konnten. Diese befand sich in Gummersbach im Rheinland. Dort absolvierte auch der älteste Sohn Gerd sein Apothekerpraktikum, bevor er zur Wehrmacht eingezogen wurde. 1943 lief die Pacht der Gummersbacher Apotheke aus, und die Familie Güllekes zog erneut um, nach Essen/Ruhr, wo sie im Norden der Stadt die Hafen-Apotheke übernahm. Diese hatte ihren Namen von dem Binnenhafen am Rhein-Herne-Kanal im Essener Norden, wo die dort geförderte Kohle verschifft wurde.
Man kann sich vorstellen, daß meine Großmutter mit Apotheke, Haushalt und vier Kindern vollbeschäftigt war. Damals hatten allerdings die meisten bürgerlichen Familien noch ein oder sogar mehrere Dienstmädchen, deren Gehalt sehr gering war, so daß sogar ein Apothekenpächter sie sich leisten konnte. So blieb meiner Großmutter doch noch Zeit übrig für die Botanik, die immer ihr Steckenpferd geblieben war, auch nach dem Abschluß des Pharmaziestudiums.
Ostern 1914, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, hatte Maria Hundhausen an einer von der Pharmazeutischen Fakultät Bonn organisierten botanischen Exkursion nach Südtirol und Istrien teilgenommen, die auch Venedig berührte.
Kurz vor ihrem Tode unternahm sie 1963 mit einem ihrer Söhne eine Kreuzfahrt durch das östliche Mittelmeer. Wie mein Onkel mir später erzählte, sei es vorgekommen, daß das Schiff nicht ablegen konnte, weil meine Großmutter auf irgendeiner Wiese botanisierte und darüber die Zeit ganz vergessen hatte.