Familienverband

Hundhausen

Bericht vom Hundhausen-Familientag in Quedlinburg  5.-7.4.2024

Für die Teilnehmer am Familientag in der berühmten Stadt Quedlinburg reichten dieses Mal vier Doppel- und drei Einzelzimmer im traditionsreichen Hotel „Zum Bär“ am Marktplatz. Gründungsjahr des Hotels ist 1748, an dieser Stelle gab es aber schon in der Zeit der Stauferkaiser in der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert ein Gasthaus.
An der Kopfseite des Marktes steht der Quedlinburger Roland mit erhobenem Schwert und wacht über die Stadt. Man nennt ihn den kleinen Bruder des (bekannten) Bremer Rolands.
Nachmittags stand eine ausgedehnte Besichtigungstour zu Fuß auf dem Programm.
Birgitt Noske, unsere studierte Stadtführerin – sie war lange als Geschichtslehrerin in Quedlinburg tätig – war pünktlich zur Stelle. Sie weiß alles über die Stadt und ihre Geschichte und hat große Freude daran, es wißbegierigen Besuchern zu erzählen. Aus den zwei geplanten Stunden wurden drei, und es war keine Sekunde langweilig.
Quedlinburg war die Lieblingspfalz, d.h. der bevorzugte Aufenthaltsort König Heinrichs I. zu einer Zeit, als es noch keine deutsche Hauptstadt gab. Im Jahre 919 erhielt Heinrich, der Herzog der Sachsen, nach der Legende in Quedlinburg die Nachricht von seiner Wahl zum Deutschen König, als er gerade am „Finkenherd“ mit dem Vogelfang beschäftigt war. Mit Heinrich I. gab es zum ersten Mal einen König, dem alle deutschen Stämme, also Franken, Sachsen, Thüringer, Bayern und Schwaben untertan waren. Er wehrte sich erfolgreich gegen die ständigen Einfälle der Ungarn und festigte das Deutsche Reich. Seine Witwe Mathilde gründete auf dem Burgberg von Quedlinburg ein Stift für adelige Damen, dessen Vorsteherin ihre Enkelin (die „kleine“) Mathilde wurde. In der Krypta der Stiftskirche ist das Königspaar zusammen mit der Enkelin begraben.
Berühmte Söhne Quedlinburgs sind Johann Christoph GutsMuths, der das Turnen in der Schule begründete und Lehrer des wesentlich bekannteren Turnvaters Jahn war, der Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock und Carl Ritter, neben Alexander von Humboldt, mit dem er zusammenarbeitete, einer der Begründer der wissenschaftlichen Geographie.
Eine berühmte Tochter der Stadt ist die 1715 geborene, erste deutsche Ärztin Dorothea Christiane Erxleben. Erst nach einem Machtwort Friedrichs des Großen ließ die Universität Halle Dorothea Erxleben, die in Quedlinburg die Praxis ihres Vaters übernommen hatte,  zur Promotion zu. Sie heiratete einen Witwer mit fünf Kindern und wurde selbst auch noch Mutter von vieren.
Die Stadt besitzt ca. 1300 Fachwerkhäuser, die aus der Zeit vom 14. bis zum 18. Jahrhundert stammen. Anfangs waren sie ganz einfach und schlicht gebaut, später wiesen sie immer mehr und immer prachtvollere Verzierungen auf. Am Schluß, als es schon Steinhäuser gab, wurden die Fachwerkhäuser wieder schlicht. Holz und Gefach wurden in der gleichen Farbe angestrichen. So sollte es wie ein Steinhaus aussehen.


Der Urspung des Namens Quedlinburg soll von dem kleinen Hunde „Quedel“ kommen, der die Bewohner der Stadt einmal vor heranrückenden Räubern warnte. Dafür sitzt er seitdem im Quedlinburger Wappen in der Mitte des Stadttores.
Eine andere Theorie besagt, daß Anhänger des thüringischen Stammesführers Quitilo die erste hölzerne Burg, nämlich die „Quitilingaburg“ errichteten.
Heute gehört Quedlinburg wegen seines erhaltenen mittelalterlichen Stadtbildes mit drei gotischen Hallenkirchen, Renaissance-Rathaus, Schloß und Stifskirche zum Welterbe der Menschheit laut UNESCO-Beschluß von 1994.
Nach der kurzweiligen und lehrreichen Stadtführung fanden einige Hundhausen noch den Weg ins Brauhaus Lüdde, in dem die alte Brautradition Quedlinburgs hochgehalten wird. Es gibt Biere mit sprechenden Namen, so das obergärige Malzbier „Pubarschknall“ (1,3% Alkohol) und das untergärige Schwarzbier „Knuttenforz“ (4,8%). Wer keine solchen Experimente mag, bekommt auch ein ganz normales „Lüdde Helles“ (ebenfalls 4,8%).
Aus vielen Gründen war uns Quedlinburg eine Reise wert.