Familienverband

Hundhausen

Hundhausen-Grabsteine in Hermann, Missouri

Die "Ahnenforscher" in Sachen "Hundhausen" auf dem Friedhof in Hermann/Missouri

Im März 1989 besuchten meine Schwester Barbara und ihr Mann Lothar Viebahn zusammen mit meiner in den USA lebenden Schwester Carla Blum die Enkelin des Pfarrers Johann Friedrich Arnold Hundhausen, Mary Hope-Hoffmeister, geborene Hundhausen, in Hermann/Missouri, einer kleinen Stadt im Herzen des Mittleren Westens. Mary hatte sie eingeladen, um ihnen die vielen Grabmäler der Hundhausen auf dem Friedhof in Hermann zu zeigen.

Die Stadt Hermann wurde 1837 von der Deutschen Siedlungsgesellschaft zu Philadelphia gegründet. Sie liegt südlich des Missouri-River im Missouri Rhineland, einem von deutschen Auswanderern in der Mitte des 19. Jahrhunderts besiedelten Gebiet im Tal des Gasconade River, das die Gesellschaft schon im Jahre 1835 erstanden hatte. Da die Landschaft so an das Rheinland erinnerte, gab man der Gegend eben diesen Namen Rhineland.

Es waren bestimmt Auswanderer aus der Detmolder Gegend und dem Teutoburger Wald, die vorschlugen, den Ort nach dem Cheruskerfürsten Hermann zu benennen, der im Jahre 9 n.Chr. den Römern im Teutoburger Wald eine vernichtende Niederlage beibrachte.

Mein Schwager Lothar schreibt in seinen handschriftlichen Aktennotizen: „Viele Häuser sind mit Ziegeln gemauert, die aus Lehm gebrannt waren, der in der Umgebung gefunden wurde. Die Häuser sind nach deutscher Art mit zierlichen Vorgärten nahe an den Bürgersteig gebaut, und viele haben noch Weinkeller,“ denn die ersten Aussiedler hatten damals unter anderem Weinstöcke mit in die USA gebracht, die sich prächtig an den Hängen des Tales entwickelten (dank des Könnens und Wissens der erfahrenen Auswanderer aus dem Rheinland) und gute Ernte hervorbrachten. Nachdem der Weinbau in der Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals aufgeblüht war, wurde das Weinanbaugebiet - als eines der ersten in den USA - als Hermann American Viticultural Area offiziell anerkannt.

„Hermann steht stolz als Inbegriff des Missouri Wine Country. Unsere Gemeinde macht etwa ein Drittel des jährlichen landesweiten Weinverkaufs aus. Wein ist in die Kultur und Geschichte Hermanns sowie in unsere Wirtschaft eingeflochten. Ab dem 19. Jahrhundert setzten Hermanns Stadtväter und Gemeinde ihren Schwerpunkt auf den Wein“ (so in der Website der Stadt).
Hermann sollte eine Industriestadt werden. Aus diesem Grunde legte man eine Hauptstraße an, die der Hauptstraße in Philadelphia an Breite und Länge in nichts nachstehen sollte, schreibt Schwager Lothar in seinem Bericht über Hermann. Man baute auch einen Hafen, der im 19. Jahrhundert während der Dampfschiff-Zeit ein bedeutender Flusshafen war. Massengüter wie Holz und Eisen aus dem südlichen Missouri wurden auf dem Fluss nach Hermann transportiert.
Ab 1852 wurde mit dem Bau der Pacific-Railroad begonnen. Im Jahr 1855 erreichten die Bahngleise Hermann. Der amerikanische Bürgerkrieg verhinderte den Weiterbau der wichtigen Strecke bis Kansas City, die erst nach dem Krieg vollendet werden konnte. 1842 ereignete sich im Hafen ein schlimmes Unglück, als dem Passagierdampfer „Big Hatchie“, von Saint Louis kommend, bei der Ausfahrt aus dem Hafen Hermann der Steuerbordkessel explodierte und 70 Passagiere in den Tod riss. Ein Denkmal am Hafen erinnert noch heute an dieses tragische Ereignis. Hermann ist keine Industriestadt gewor- den, sondern ist heute noch ein Weinort, bekannt weit über die Grenzen Missouris hinaus wegen der Weingüter und Weinkellereien wie „Stone Hill“ oder „Hermannhof“ und der guten Weine, die von dort in alle Welt verschickt werden. Vor allem aber ist Hermann für die Touristen und Erholungssuchenden ein ähnlicher Anziehungspunkt wie für uns die Weinorte an Rhein und Mosel.

Die Gründungsväter der Deutschen Siedlergesellschaft wollten eine Stadt entstehen lassen, die „deutsch in jeder Beziehung“ sein sollte. Es ist ihnen gelungen, aber anders, als sie es sich gedacht hatten.


Gründung der evangelischen St. Pauls-Kirchengemeinde.

Die Notwendigkeit der Organisation des kirchlichen Lebens in Hermann ist in Briefen überliefert, die der Agent der Deutschen Siedlungsgesellschaft in Philadelphia, George Bayer, im Jahre 1839 an diese verfasste. Schon 1820 war er damit beauftragt worden, die Landverteilung in dieser Gegend zu organisieren. Diese Briefe berichten, dass beide Gemeinden, Katholiken und Protestanten, sich schon Grundstücke für die Errichtung von Kirchen ausgesucht hätten. Weitere Schreiben berichten davon, dass Gottesdienste im Schulhaus abgehalten würden.
1841 spalteten sich die Protestanten in zwei Gruppen: „Die Evangelische Kirchengemeinde von Hermann und Umgebung“ und „Die Universale Deutsche Kirche“. Die erstere ist ohne Zweifel die Mutter der jetzigen Kirchengemeinde, mit der letztere sich 1844 nach intensiven Verhandlungen zusammenschloss. Die erste Versammlung wurde durch die Bemühungen eines Herrn Leimer aus Philadelphia organisiert. Es wurden zwölf Männer gewählt, die die Aufgabe hatten, Baugrundstücke zu kaufen und sich um einen Pastor zu kümmern. Später wurde ein Kirchenvorstand gewählt, der aus fünf Männern bestand. Der erste Pastor war Pfarrer Joergens. Er blieb nicht lange, weil er zum Minister gewählt wurde.
Am 1. Oktober 1841, am Ende seiner Amtszeit, verließ er die Gemeinde, und die Gemeindetätigkeit ruhte bis zum 19. Februar 1843. An diesem Tage wurde beschlossen, wieder Sonntagsgottesdienste abzuhalten, obwohl erst am 17. März 1844 ein Pfarrer gewonnen wurde. Der ausgewählte Pastor war Pfarrer Johann Friedrich Arnold Hundhausen

Johann Friedrich Arnold Hundhausen
– Urvater der Missouri Hundhausen

Er wurde am 1. April 1792 in Eckenhagen als jüngster Sohn des Ehepaares Pfarrer Johannes Friedrich Hundhausen und Anna Regina Henriette Friederike Scheibler geboren. Über seine Jugend ist nichts bekannt. Er studierte in den Jahren 1790/1791 in Marburg, 1813 wurde er Pfarrer in Odenspiel, blieb dort bis 1816, übernahm dann die Pfarrstelle in Bergisch Neukirchen. Seine Vorgänger im Amt waren Peter Christoph Scheibler d. Ä. von 1729 bis 1773 und Peter Christoph Scheibler junior, der 1773 auf seinen Vater folgte, bis zu seinem Tod 1814 die Pfarrstelle innehatte und an Altersschwäche starb.

Johann Friedrich Arnold Hundhausen

Johann Friedrich heiratete am 24. Juni 1819 Friederike Köster aus Niederknüppelberg bei Wipperfürth. Sie gebar ihm vier Söhne:
1. Friedrich, geb. 1820
2. Robert, geb 3. März 1822
3. Julius, geb. 13. Juni 1824
4. Hermann Siegfried, geb.1826
alle in Bergisch Neukirchen im Rheinland.
Friederike starb am 29. Januar 1832 im Alter von 40 Jahren und hinterließ ihm vier unmündige Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren. Aus diesem Grunde bat Hundhausen die Kirchenleitung in Düsseldorf um Genehmigung zur Wiederheirat, um den Kindern eine Mutter zu geben.
1833 heiratete Pfarrer Hundhausen die Tochter seines Vorgängers Peter Christoph Scheibler d. Ä., Ernestine Scheibler, geboren 11. Oktober 1791 in Bergisch Neukirchen, gestorben 28. Januar 1880 in Hermann/Missouri USA


Warum J.F. Arnold Hundhausen nach Amerika auswanderte.

König Friedrich Wilhelm III. von Preußen hatte den Plan, in dem nach dem Wiener Kongress von 1815 territorial erheblich vergrößerten Preußen eine einheitliche Agenda zu erarbeiten, die eine liturgische Union zwischen Reformierten und Lutheranern bringen sollte. Diese Agenda sollte in allen evangelischen Kirchen des Landes gelten und wortwörtlich benutzt werden. Dagegen protestierten viele Presbyterien und Pfarrer, insbesondere im Bergischen Land, darunter auch das Presbyterium von Bergisch Neukirchen. „Mit seinem Versuch, dieses Werk als das verpflichtend zu benutzende Evangelische Gottesdienstbuch durchzusetzen, berührte Friedrich Wilhelm III. einen umstrittenen Punkt der Kirchenverfassung: Wem steht in der evangelischen Kirche das ius liturgicum (Recht zum Er-
lassen von Gottesdienstordnungen) zu?
Einige Kirchengemeinden Preußens und insbesondere die in der Rheinprovinz und in der Grafschaft Mark bestehenden Synoden meinten, dieses Recht stehe nicht dem Landesherrn, sondern den Synoden und Ortsgemeinden zu. Der König hingegen beharrte auf seinem landesherrlichen Kirchenregiment. Eine Anzahl von Kirchengemeinden widersetzten sich 1822 dem Verlangen des Königs.“ (Wikipedia – der Agendenstreit 1822-1834)
Nach 1835 baten viele Presbyterien und Pfarrer, insbesondere in Schlesien, aber auch in der Rheinprovinz und der Grafschaft Mark den König, die lutherische Agenda beibehalten zu bedürfen. Das wurde aber abschlägig beschieden. Der Druck wurde immer stärker. Pfarrer, die sich widersetzten, wurden mit Suspendierung und mit Landesverweis bedroht.

Im Sitzungsprotokoll der Gemeinde Bergisch Neukirchen vom 6. August 1835 heißt es: „Die Repräsentanten erklärten dann in ihrer und der Gemeinde Namen, dass sie sich mit der seit Ostern dieses Jahres eingeführten neuen Form des Gottesdienstes und mit dem Gebrauch der Agenda nicht befreunden könnten und dass ihnen die frühere Form des Gottesdienstes und eine freie zwanglose Betweise etc. ungleich lieber sei. Der Prediger sei auch vocationsmäßig verpflichtet, den Gottesdienst nach hiesigem, der Gemeinde so lieb gewordenen Gebrauche abzuhalten.“ (v. Dreusche, Der Fall Hundhausen in: Unsere Gemeinde - Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Berg. Neukirchen, Seite 145)
Pfarrer Hundhausen hielt sich an diese Verpflichtung und wurde deswegen von sechs Mitgliedern der Gemeinde vor der Synode in Solingen angezeigt.

Hierzu schreibt die Allgemeine Kirchenzeitung Bd. 20 - 2. Februar 1841 S.1066):

Den neuesten Beleg hierzu gibt die Verketzerung des Pastors Hundhausen in der benachbarten Gemeinde Neukirchen durch einige dasige Frömmler. Diese traten nämlich im Jahre 1839 mit einer Klage gegen denselben auf, weil er nicht die Lehre von der Erbsünde nebst Anhängsel vortragen wollte, weswegen er von ihnen der Unchristlichkeit beschuldigt wurde. Als eine der Union nicht beigetretene und gegen die Einführung der Agende protestierende Gemeinde hatte sie ihrem Pfarrer den Gebrauch derselben untersagt; dessen ungeachtet wurde derselbe aber im genannten Jahre seines Amtes entsetzt“.

Da Hundhausen wusste, wie wenig die Stimme der Gemeinde galt und wie allein maßgebend die starke Hand der Obrigkeit war, reichte er am 24. Juli 1839 sein Entlassungsgesuch ein mit folgendem Wortlaut:

Hochwürdiger, Hochverehrter Herr Superintendent!
Die infolge der von Ew. Hochwürden an mich ergangene Einladung... in Grefrath stattgefundene Unterredung mit Sr. Hochwürden, dem Vize -General- Superintendenten Küpper aus Coblenz und Ihnen hat mir leider die traurige Gewissheit gegeben, dass ich mich unbedingt zur Annahme und zum buchstäblichen Gebrauche der Agende beim Gottesdienste und pfarramtlichen Geschäften verpflichten müsste, oder falls ich unter den obwaltenden Verhältnissen nicht vorzöge, meine Amts-Entlassung zu fordern, ein Disciplinar-Verfahren zu gewärtigen habe, welches zuletzt mit Amts-Entsetzung endigen werde –
Die mir bis zu meiner endlichen Erklärung gestattete Frist ist bereits voll flossen und nachdem ich mir heute nochmals die ganze Sache, auch mit Rücksicht auf die wegen Verletzung der §§ 66 und 78 der Kirchenordnung bei der Kirchen-Visitation von einigen wenigen Gemeindegliedern wider mich erhobene Anschuldigung (eine Anschuldigung, die ich von dieser Seite längst vorhersehen konnte) vergegenwärtigt, mich vor Gott aufrichtig und ernstlich geprüft, fühle ich es nur zu sehr, daß, wenn ich die von mir geforderte Verpflichtung eingehen wollte, ich ein Versprechen gäbe, welches ich in Folge nicht würde halten können. Warnend tritt mir daher Salomos Anweisung entgegen: „Was du gelobest, das halte, es ist besser, du gelobest nicht, denn daß du es nicht hältst, was du gelobest.“
Zwar bin ich der Ansicht, daß ich als evangl.-luth. Pfarrer an einer evangl. luth. Gemeinde gemäß meiner Landesherrlich bestätigten Vocation, des Osnabrücker Friedensschlusses Art VII,(...) etc.,etc. bei dem freieren Gebrauche der Agende müsse belassen werden, aber ich sehe auch wohl ein, daß es ein törichtes, fruchtloses nur zu großen Unan- nehmlichkeiten führendes Streben sein würde, wenn ich als Einzelner mich den Anordnungen hoher Behörden widersetzen, und wie ich es ansehe, auf mein Recht gestützt, gegen diese gleichsam in die Schranken treten wollte. Unter solchen Umständen bleibt mir daher nach reiflicher Überlegung nichts anderes übrig, als wie hiermit geschieht, um meine Amts-Entlassung zu bitten, wobei ich mir jedoch meine Rechte als Geistlicher vorbehalte.
Indem ich also Ew. Hochwürden diese meine Amts-Niederlegungs-Erklärung einreiche, blicke ich in festen Vertrauen auf zu Gott dem Allerhöchsten, nicht zweifelnd, dass Er, der des Wurmes im Staube gedenkt, auch mich und die Meinigen werde in seinen gnadenvollen Schutz nehmen, daß Er uns werde gut und herrlich führen, so daß ich es zuletzt ihm werde danken müssen, wie Er unseres Angesichtes Hülfe und unser Gott war.
Mit vollkommenster Hochachtung zeichnet Ew. Hochwürden ergebenster gez. Friedr. Hundhausen, evangl.-luth. Pfarrer
“ (Quelle: von Dreusche, Seite 155-56)

Ich habe den vollen Wortlaut des Entlassungsgesuchs bewusst hier abgedruckt, weil er, wie ich finde, die aufrechte Haltung unseres Vorfahren Johann F.A. Hundhausen zeigt.

Im Juni 1840 begibt sich Johann Friedrich im Alter von 48 Jahren ohne seine Familie in Bremen auf das Auswandererschiff „Caspar“ und kommt in Baltimore am 21.8.1840 an. Seine Familie folgt ihm ein halbes Jahr später.
In den ersten Jahren ließ sich die Familie in Franklin County auf einer Farm nieder. Als Friedrich Arnold hörte, dass die deutsche Siedlungsgesellschaft in Philadelphia einen Pfarrer suchte, meldete er sich – und wurde gewählt.
Jetzt wurden wieder Gottesdienste in der Schule abgehalten. Die Stadtverwaltung entzog diese Erlaubnis jedoch bald. Nach 6-monatigen zähen Verhandlungen gelang es Pfarrer Hundhausen, alle Protestanten in einer Gemeinde zu vereinen, so dass am 24. November 1844 die „Evangelische St. Paul’s-Gemeinde Hermann/Missouri, gegründet wurde. Die Mitglieder wählten diesen Namen, weil die Gebote des Apostels Paulus und seine Zuversicht immer die Leitlinie und Verhaltensregel waren und bleiben sollten.
Die erste Gemeindeverfassung wurde am 24. November 1844 vorbereitet und verabschiedet, und so gilt dieser Tag als Geburtstag unserer St. Paulskirche. Ihr erster Pfarrer war, wie oben erwähnt, Johann Friedrich Arnold Hundhausen, und ihm gebührt das Lob, Gottes Gebot erfüllt zu haben. „Alles soll anständig und in Ordnung geschehen“, so haben die Kirchenvorsteher die erste Verfassung durch ihre eigenhändigen Unterschriften gebilligt.
Dass die in seine alte Heimat bestehenden Kontakte nicht ganz abgerissen waren, zeigt folgende Notiz aus dem Internet:
Preußen, Berlin (Gustav Adolf Verein), Januar 1847: “ Der G. A. V. hat seine Wirksamkeit auch über das Meer erstreckt, indem in Hermann die im Staate Missouri bestehende protestantische Gemeinde, an welcher der früher zu Neukirchen, im Bergischen stehende Pastor Hundhausen Prediger ist, in zwei Sendungen die Summe von 240 Dollars zugestellt erhielt, wodurch sie völlig schuldenfrei wart, was bei einer so neuen Kirche zu den gewiss nur seltenen Fällen gehört“.

Pfarrer Hundhausen versah sein Amt von 1844 bis 1851. Er starb am 28.1.1871 im Alter von 79 Jahren und wurde auf dem städtischen Friedhof von Hermann beigesetzt.


Julius Hundhausen

Der dritte Sohn des Johann Friedrich Hundhausen, ist derjenige, von dessen Familie die meisten Grabsteine auf dem Friedhof in Hermann Missouri stehen. Er ist auch offensichtlich der bekannteste und berühmteste der Söhne.
Julius Hundhausen, Weinbauer aus Hermann in Missouri, wurde am 13. April 1824 in Bergisch Neukirchen im Rheinland geboren.
Mit 16 Jahren kam er im Jahr 1840 zusammen mit seinen Geschwistern und seiner Stiefmutter Ernestine, geborene Scheibler nach Amerika. Er blieb auf der Farm in Franklin County, die sein Vater 1841 erworben hatte, bis zum Herbst 1845. Er ging dann nach St. Louis, kehrte aber schon im Frühling 1846 nach Franklin County zurück. Dort trat er zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Robert zu Beginn des mexikanischen Krieges in die Kompanie E, First Missouri Cavalry, unter dem Kommando von Col. Doniphan ein. Er nahm an den Schlachten von Bracito und Sacramento und an dem gesamten Marsch von Doniphans Regiment durch Mexiko bis hinunter zur Küste teil.
Im Jahr 1848 ließ er sich in Hermann nieder, wo er seitdem lebte. Er baute auf einer Fläche von 4 ha Wein an. Während seiner Zeit in Hermann hatte er das Amt des Friedensrichters inne, war Vorsitzender des Amtsgerichts, öffentlich bestellter Notar und für mehrere Jahre Mitglied des Stadtrates und des Schulvorstandes.
1870 wurde er zum Geschichtsschreiber des Kreises und zum Urkundenschreiber gewählt, eine Position, die er acht Jahre innehatte. Er hatte Recht studiert, war vor dem letzten Krieg über mehrere Jahre als Rechtsanwalt zugelassen.
Im Jahr 1875 wurde Julius Hundhausen zum ersten Präsidenten der neu gegründeten „Gesangsgesellschaft zur Harmonie“ gewählt, die sich zum Ziel gesetzt hatte, „das Volk in der Vokalmusik zu erziehen und Konzerte zu geben“, heißt es im Internet.

Col. A. Julius Hundhausen, Ehefrau Clara Holthaus

Bald nach Ausbruch des Bürgerkrieges, im Mai 1861, stellte Julius Hundhausen zehn Soldatenkompanien auf, die als “Home-Guards“ bekannt wurden. Sechs dieser Gruppen wurden in den zentralen und südlichen Teilen des Landkreises gegründet. Julius Hundhausen wurde Oberstleutnant dieser Truppe. Das Regiment hatte die Verantwortung für die Verteidigung der Eisenbahnbrücken von St. Louis nach Jefferson City zu tragen, bis es 1863 in das 4. Missouri-Freiwilligenkorps übernommen wurde.

Nachdem das Reservekorps aufgestellt war, wurde Oberst Hundhausen zum Stellvertreter des Propstmarschalls mit seinem Amt in Hermann ernannt. Er leitete die Einberufungen in den Landkreisen Osage und Marries / Missouri. Nach dem Krieg ging er mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Robert, der den Rang des Zahlmeisters des Freiwilligen-Corps innehatte, nach New Orleans und arbeitete dort als sein Berichterstatter.
Julius Hundhausen war dreimal verheiratet:
1. Ehe 10.9.1848 mit Friederica Morlock, geboren 1817 in Baden (Deutschland), gestorben nach November 1867 in Hermann.
Aus dieser Ehe gingen drei Kinder hervor: Julius Hundhausen, geb. 1850, gest. 1852; Friedrich Hundhausen, geb. 9.8.1852, gest. 5.7.1853; Emma Hundhausen, geb.1863, gest. 16.6.1863

Emma Hundhausen

2. Ehe 24.11.1867 mit Charlotte Ramsahl geboren am 20.7.1833 in Cassel (Deutschland), gestorben am 28.8.1870 in Hermann, Missouri.

3. Am 22. Oktober 1872 heiratete Julius in dritter Ehe Clara Holthaus aus Franklin County. Aus dieser Ehe gingen neun Kinder hervor, von denen zur Zeit seines Todes am 21.3.1903 noch sieben lebten.

In einem Nachruf heißt es: Mit dem Tod von Col. Julius Hundhausen, der sich am späten Samstagabend ereignete, ist eines der alten Wahrzeichen dieses Landes und ein Mann von herausragender Bedeutung gestorben. Seit seinem Rückzug aus aus dem öffentlichen Leben im Jahr 1878 widmete er seine ganze Zeit seiner Familie, der er sehr verbunden war und die seine unmittelbare Welt prägte. Über die anderen Geschwister ist so gut wie nichts bekannt.

Friedrich Hundhausen

Friedrich Hundhausen, heiratete 1847 Johanna Elisabeth Bertha Meyer. Kinder: eine Tochter, starb vor 1861 und wurde auf dem Meyer Friedhof in Franklin County Missouri begraben

Robert Hundhausen starb am 10. April 1872 in Pacific und wurde auf dem dortigen Friedhof begraben

Hermann Siegfried Hundhausen erkrankte 1840 an Gelbfieber und starb irgendwo im Süden, vermutlich in New Orleans. Über eine Familie ist nichts bekannt.

Zusammengestellt von Paul Helmut Hundhausen


Quellen: u.a. Mary Hope-Hoffmeister, geb. Hundhausen, Familienforschungen über Hundhausen Lothar Viebahn, Reisenotizen USA 1983.
Erich von Dreusche, „ Der Fall Hundhausen“ in „Unsere Gemeinde“ Recklinghausen 1975
Eigene Recherchen im Internet
Fotos: Lothar Viebahn